Sie sind hier:"subjektive Ausstellung" von Büchern mit Bezug zum Kloster Arnsburg
"subjektive Ausstellung" von Büchern mit Bezug zum Kloster Arnsburg
Eine "subjektive Ausstellung" von Büchern mit Bezug zum Kloster Arnsburg hat die Bibliothekarin des Grafenhauses zu Solms-Laubach, Trautel Wellenkötter, zusammengestellt. In den Räumen der Schlossbibliothek ist eine kleine Auswahl der im Jahr 1810 aufgelösten und in der Laubacher Schlossbibliothek aufgegangenen Büchersammlung, die im 30-jährigen Krieg fast vollständig geplündert wurde, nun zu sehen.
Wellenkötter berichtete über die maßgeblich von den Arnsburger Äbten Antonius Antoni (1714-1745), Petrus Schmitt (1746-1772) sowie Bernardus Birkenstock (1772-1799) zusammengekaufte Büchersammlung, die eine große Vielfalt an Themenbereichen umfasst. Ihren Ausgang nimmt die Ausstellung aber mit Schriften über die Zisterzienser, die das Kloster im Jahr 1174 von KunoI. von Münzenberg und seiner Frau Luitgard von Nürings gestiftet bekamen, nachdem die dort seit 1151 ansässigen Benediktiner Kloster Arnsburg verlassen hatten (oder mussten). Einer der Gründer des Zisterzienserordens, Bernard von Clervaux, wird dort erwähnt – ein tugendhafter, charismatischer Mann, der oft mit Bienen als Symbol für Fleiß und seinen "honigfließenden Reden" dargestellt wird und der sechs Bischofssitze abgelehnt hatte, um sich der Gottesfurcht zu widmen.
Ein prominentes Exponat ist der "Index librorum prohibitorum", einem Kompendium von der katholischen Kirche missliebigen Schriften, die bis in das 20. Jahrhundert stets erweitert wurde und in der beispielsweise auch Werke Simone Beauvoirs aufgelistet waren. Ein weiteres Buch ist Abraham a Santa Claras "Huy und pfuy", ein Werk des begnadeten Predigers, Dichters und gegen die Reformation gerichteten Agitators, der auch in Schillers "Wallenstein" eine Rolle spielt. Ein weiterer Titel ist "Ob Luther nicht unverantwortlich gehandelt, da er die Mönche und Nonnen zur Ehe angehalten hat". Aber auch andere Religionen waren für die damaligen Äbte offensichtlich von großem Interesse, denn es findet sich auch eine Abhandlung über „Verfall der Reiche Israel und Juda“ sowie eine Gegenüberstellung des Korans und der Thora mit arabischen und jüdischen Schriftzeichen.
Des Weiteren werden großformatige und kunstvoll verzierte "Antiphonale" gezeigt, Stundenbücher der Zisterzienser mit Liedern wie dem bekannten "Salve regina". Zu finden ist auch ein Katalog der Arnsburger Bibliothek und Festschriften zu den 600-jährigen und 800-jährigen Jubiläen des Klosters sowie ein Verzeichnis aller Universitätspräsidenten der Gießener Universität. Aber auch Triviales wie eine umfassende Abhandlung über die Kunst des Schachspiels und Beispiele bürgerlicher Baukunst und Architektur sind dort zu finden, die Anregungen für die Neubauten der Klostergebäude gaben.
Zeitgenössische Philosophen wie Gottfried Wilhelm Leibniz sind mit Schriften über die Gleichstellung von Mann und Frau vertreten sowie John Locke mit seinen Werken zur Aufklärung.
Darüber hinaus sind ornithologische Bücher von Ulysses Aldrovandi oder Georg Brauns "Civitates orbis terrarum" zu bestaunen, eine bildliche Abbildung verschiedener Erdteile und –Länder.
Einen Schwerpunkt bildet auch das Konzil von Trient (1545-1563), das in drei Tagungsperioden stattfand und im Wesentlichen auf der Notwendigkeit fußte, auf die Forderungen und Lehren der Reformation mit seinen insbesondere in deutschen Landen erheblichen Konsequenzen zu reagieren.
Führungen durch die neue Ausstellung finden von Mitte April bis Ende Oktober mittwochs um 17.00 Uhr statt; Treffpunkt ist der Schlossbrunnen, der Eintritt beruht auf Spendenbasis.
Anfragen für Sonderführungen für geschichtlich bzw. literaturgeschichtlich interessierte Gästegruppen bis maximal 20 Personen unter 06405 91040.
Sonntags finden grundsätzlich keine Führungen statt. Da die Räume nicht geheizt sind, wird warme Bekleidung empfohlen.
- 369 mal gelesen